Archiv der Kategorie: Finanzkrisen

Griechen-Poker, Argentinien-Roulette, Casino-Kapitalismus

LesungAm 14. Oktober 2015 ist der Roman „Argentinisches Roulette“ im Rahmen der Frankfurt Open Books 2015 vorgestellt worden. Das Programm des Kulturamtes der Stadt Frankfurt holt während der jährlichen Frankfurter Buchmesse die „interessantesten Novitäten mitten in die Stadt“. Die Präsentation fand unweit vom Frankfurter Römer vor ca. 40 Zuhörern in der Galerie Heussenstamm statt. Stefan Paravicini von der Börsen-Zeitung, dem Zentralorgan des Finanzplatzes Frankfurt, hat in den Roman eingeführt und den Autor, vor allem aber das Buch selbst zum Thema „Griechen-Poker, Casino-Kapitalismus, Argentinisches Roulette – die
Finanzkrise im Spiegel der aktuellen Sprache und Literatur“ zur Sprache kommen lassen.

151014 Lesung 2Der Roman wurde im Kontext der deutschsprachigen Romane zum Thema verortet – unter anderem „Das bessere Leben“ von Ulrich Peltzer, „Montecristo“ von Martin Suter, „Frühling der Barbaren“ von Jonas Löscher und „Erinnerungen an meinen Porsche“ von Bodo Kirchhoff. Während der Lesung kam Wolfgang Willarth, der Protagonist des „Argentinischen Roulette“, ausgiebig zu Wort und durfte sich zur Poesie des Geldes, dem Niedergang der westlichen Leitideologie des „Finanzkapitalismus“, der Rolle von Jim Morrison für sein Leben und unsere Gegenwart und anderen Themen äußern. Die Ausstellung „Arrays of Light/Lichtreihen“ von Benjamin Samuel Koren bot einen äußerst passenden Rahmen für die Lesung. Der Künstler hat die Goldberg-Variationen von Bach, aber auch die Kursverläufe der Aktienindizes DAX und Dow Jones im Krisenjahr 2008 über Algorithmen auf leuchtende Bildflächen komprimiert.

151014 Lesung BuechertischVerlag und Autor danken Sonja Vandenrath vom Kulturamt der Stadt Frankfurt und Dagmar Priepke von der Galerie Heussenstamm für die perfekte Vorbereitung der Buchvorstellung, der japanischen Koch-, Back- und Lebenskünstlerin Akzo Iimori von Iimori – Patisserie und Restaurant für die äußerst kurzfristige Organisation des anschließenden Empfangs, dem Team von der Buchhandlung Weltenleser für die Betreuung des Büchertischs und allen interessierten Zuhörern für das Kommen.

Das Buch zur Griechenlandkrise

24. April 2015. „Argentinisches Roulette statt Griechen-Poker“ – unter diesem Titel stellt der Finanzjournalist Stefan Paravicini in der Börsen-Zeitung vom 23. März 2015 die aktuelle griechische Literatur zur Krise vor und verbindet das mit einer Rezension des Romans „Argentinisches Roulette“. Auch andere Leser erkennen Parallelen zwischen der Griechenland-Krise heute und der Argentinien-Krise vor 14 Jahren. „Das richtige Buch zur Griechenlandkrise“ urteilt ein Leser auf Amazon, „Apocalypse Now am Rio de la Plata…Danach braucht man nicht mehr viel Phantasie, um sich vorzustellen, was der Euro-Zone vielleicht bevorsteht“ ein anderer.

Zum Artikel in der Börsen-Zeitung geht es hier.

Keynes – der Marktskeptiker

06. Februar 2015: Verlag und Autor stellen an dieser Stelle in lockerer Folge Hintergrundinformationen zum Roman „Argentinisches Roulette“ vor. Im neuen Beitrag geht es um den britischen Ökonom John Maynard Keynes, dessen Ideen von einer starken, steuernden Rolle des Staates auf den Märkten heute aus Anlass der anhaltenden Finanz- und Wirtschaftskrise wieder intensiv als Vorbild für alternative Politikentwürfe und Finanzmarktreform diskutiert werden.

Harry Dexter White (r.) und John Maynard Keynes (l.) 1946; zwei führende Architekten der Nachkriegsarchitektur der Finanzmärkte Quelle & Autor: International Monetary Fund Lizenz: Public Domain Die Originaldatei finde sich hier.

Harry Dexter White (r.) und John Maynard Keynes (l.) 1946; zwei führende Architekten der Nachkriegsarchitektur der Finanzmärkte
Quelle & Autor: International Monetary Fund
Lizenz: Public Domain
Die Originaldatei finde sich hier.

Keynes war einer der wichtigsten Architekten der – zumindest über drei Jahrzehnte lang – erfolgreichen Nachkriegsordnung der internationalen Kapitalmärkte und Mitbegründer des Internationalen Währungsfonds (IWF), der im Roman eine zentrale Rolle spielt. Die Erfahrungen aus der Weltwirtschaftskrise von 1929 mündeten 1944 in der Bretton Woods-Konferenz in einen stark regulierten Rahmen für die Kapitalmärkte, der sowohl ein System fester Wechselkurse als auch Kapitalverkehrskontrollen umfasste. Wie und warum sich dieses System und vor allem eine seiner mächtigsten Institutionen, der IWF, im Laufe der Zeit so stark wandelte, das es die genau entgegen gesetzte Agenda – Rückzug des Staates, Liberalisierung der Kapitalmärkte – verfolgte, wird Thema eines späteren Beitrags sein.

Bis dahin erst einmal viel Spaß bei der Lektüre!